Über sieben Stufen zurück in den
(natürlichen) Wasserkreislauf
Rund 130 Liter Abwasser produzieren wir alle rein rechnerisch an jedem Tag. In Hersbruck kommen so alljährlich rund 3,5 Millionen m³ davon in der Kläranlage an. Pro Sekunde sind das fast 110 Liter, an Regentagen können es sogar bis zu 220 Liter sein. In der Kläranlage wird das Schmutzwasser über verschiedene mechanische, biologische und chemische Reinigungsstufen so weit gesäubert, dass es am Ende wieder direkt in die Pegnitz abfließen kann - ein wesentlicher Beitrag zum Schutz unserer Umwelt und zur Reinhaltung der Flüsse und Seen.
Was passiert bei der Abwasserreinigung?
Das Schmutzwasser, das in der Kläranlage ankommt, ist nicht nur durch „groben Dreck“ wie Klopapierreste, Feuchttücher oder Sand verunreinigt. Auch organische Inhaltsstoffe, Stickstoff und Phosphor sind darin enthalten und müssen entfernt werden. Danach hat das Wasser zwar noch keine Trinkwasserqualität, kann aber bedenkenlos wieder dem natürlichen Wasserkreislauf zugeführt werden. In unserer modernen Hersbrucker Kläranlage bereiten wir täglich je nach Wetterlage zwischen 5.000 und 17.000 m3 auf.
Und so funktioniert’s im Einzelnen:
Klärschlamm – voller Energie, aber auch ein Problem
Die Energieressource
Nach der Abwasserreinigung bleibt der sogenannte Rohschlamm übrig. Er ist sehr energiereich und wird in unserem Faulturm „ausgefault“. Während des 30-tägigen Prozesses wird Gas gewonnen, das wir in unsere Blockheizkraftwerke (BHKWs) einspeisen und zur Eigenstrom- und Wärmeerzeugung nutzen. Das Ergebnis kann sich sehen lassen: Rund 70 % unseres benötigten Stroms erzeugen wir selbst mit den BHKWs und der im Frühjahr 2022 installierten PV-Anlage. Enthält der Schlamm keine Energie mehr, wird er mit einer Zentrifuge entwässert. Der entwässerte Klärschlamm (rund 1.500 Tonnen pro Jahr) wird zur ökologischen Trocknungsanlage nach Offenhausen gebracht, dort anschließend zu Pellets gepresst und verbrannt. Das durch die Klärschlammentwässerung abgetrennte Wasser (Zentrat) ist um ein Vielfaches höher mit Stickstoff belastet als das Abwasser aus der Kanalisation. Deshalb wird es in einer eigenen Reinigungsstufe (Deammonifikation) biologisch vorbehandelt und wieder der Kläranlage zugeführt.
Der Problemstoff
Abwasser enthält eine Vielzahl von Stoffen, die teilweise nicht abgebaut werden können, wie Medikamente, Weichmacher und Mikroplastik. Ein Großteil dieser Stoffe landet durch die Abwasserreinigung im Klärschlamm. Bis Ende 2017 durfte der Klärschlamm trotzdem als landwirtschaftlicher Dünger verwendet werden, die Stickstoffbelastung oder Verschmutzung von Böden führte aber regelmäßig zu Diskussionen. In der seit 2018 gültigen Klärschlammverordnung ist deshalb geregelt, dass er nicht mehr landwirtschaftlich genutzt werden darf, sondern verbrannt werden muss. Die ökologischste Lösung ist hierbei die Monoverbrennung, also die alleinige Verbrennung von Klärschlamm. Dabei können wertvolle Pflanzennährstoffe wie zum Beispiel Phosphor zurückgewonnen werden.
Zahlen, Daten, Fakten
In guter Nachbarschaft mit unseren Abwassergästen
Unsere Kläranlage in der Fred-Schäfer-Straße im Hersbrucker Westen reinigt täglich je nach Wetterlage zwischen 5.500 und 17.000 m³ Abwasser aus Haushalt und Industrie – nicht nur aus Hersbruck. Ausgelegt für insgesamt 36.000 Einwohnerwerte, bereitet sie auch das Abwasser aus den Nachbargemeinden Happurg, Henfenfeld, Pommelsbrunn und Weigendorf auf. Das Einzugsgebiet reicht damit bis hinter Eschenbach im Norden, Högen im Osten und bis kurz vor Waller im Süden. Außerdem betreiben die Stadtwerke Hersbruck die Kläranlage im Stadtteil Leutenbach.
Mach mit!
Diese Stoffe dürfen nicht in den Ausguss oder die Toilette gegeben werden:
- Öle und Fette
- Essensreste
- Chemikalien, Gifte oder auch Kupfer
- Farben und Pflanzenschutzmittel
- Medikamente
- Säuren und Fette
- feste Gegenstände wie Wattestäbchen, Feuchttücher oder Küchenabfälle
Hinweis: Werden gekochte Essensreste über das Kanalsystem entsorgt, zieht dies Ratten an und sie nisten sich dauerhaft beim Einleitungsort im Kanal an.
Ausgezeichnet
Den Begriff Nachhaltigkeit füllen wir mit Leben - Grenzwerte der Umweltgesetzgebung reizen wir nicht aus, sondern unterschreiten sie freiwillig. Diesen Anspruch hat unser Abwassermeister Bernd Haas seit langem verinnerlicht. Ständig tüfteln er und sein Team an neuen Ideen, um die Abwasseraufbereitung weiter zu verbessern und noch effizienter zu machen.
2016 wurde die Kläranlage Hersbruck für diese ständige Suche nach guten Lösungen belohnt – mit einer Sonderprämie des Bayerischen Abwasser-Innovationspreises. Ausgezeichnet wurde die energieeffiziente und kostengünstige Prozessabwasserbehandlung mit Deammonifikation. Sonst nur bei großen Klärwerken üblich, ist Hersbruck die bis dato kleinste Kläranlage in Deutschland, die dieses Verfahren einsetzt.
Und so funktioniert das innovative Verfahren: Beim Entwässern des ausgefaulten Schlamms in der Zentrifuge fällt Prozesswasser an, das sogenannte Zentrat. Es enthält deutlich mehr Stickstoff als Abwasser. Um es wieder in der Kläranlage verwenden zu können, ohne dabei die Stickstoffgrenzwerte zu überschreiten, muss es separat behandelt werden.
Dazu wird das Zentrat in einer zweistufigen Deammonifikationsanlage behandelt. Hier werden über 70 % des enthaltenen Ammoniumstickstoffs in gasförmigen Stickstoff umgewandelt und der Umgebungsluft zugeführt. Diese besteht ja bereits zu fast 80 % aus Stickstoffgas und ist nicht klimaschädlich.